Die Anfänge des Schulwesens in
Reutte finden wir bereits im
16. Jahrhundert; der erste namentlich genannte Schulmeister
wird 1562 erwähnt. Das erste Schulhaus, ein holzgezimmerter
Bau, stand nahe der Kirche. Unterrichtsgegenstände waren Religion,
Lesen, Schreiben, Rechnen und Chorsingen (lateinisch
und deutsch).
1693 übersiedelte die Schule in das Erdgeschoß des Rathauses.
1717 wurde ein eigenes Schulhaus am Vorplatz der heutigen
Volksschule errichtet: ein bescheidener Bau mit einem einzigen
Unterrichtsraum für 60 bis 80 Kinder vom 7. bis zum 12.
Lebensjahr sowie einer Lehrerwohnung. 1748 zog die Schule
in ein neues Schulhaus an der Klostermauer, das später Isserhaus
genannt und 1958 abgebrochen wurde.
Die Schulreform der Kaiserin Maria Theresia brachte neue
Maßstäbe und machte eine Erweiterung des Schulgebäudes
durch Schaffung mehrerer Klassen notwendig. War die Schule
zunächst für die gesamte Pfarre, also für Reutte, Breitenwang,
Ehenbichl und Pflach, zuständig, so bauten Pflach und Ehenbichl
nun eigene Schulen. 1798 wurde die Schule in Reutte zur
„Musterschule“ mit dem Recht auf Lehrerausbildung erhoben.
Eine Einrichtung, die sich bis zum Ersten Weltkrieg bewährte,
war die so genannten „Feiertagsschule“. Zu ihrem Besuch waren
die der Schule entwachsenen Kinder zwei Winter hindurch
an den Sonntagnachmittagen verpflichtet.
Zur Zeit der bayerischen Besetzung, 1806 bis 1814, versuchte
man in Reutte eine „Lateinschule“ zu eröffnen, eine Art verkürztes
Untergymnasium mit drei Klassen. Diese Schule kam
nicht zustande. 1829 konnte Reutte durch Ersteigerung eines
Hauses eine eigene Mädchenschule eröffnen. In diesem Haus
(Schulstraße 5, 2009 abgebrochen) war zuletzt die Haushaltungsschule
untergebracht. 1829 wurde in Reutte eine Baumschule
für klimagerecht Obstsorten gegründet.
Das Reichvolksschulgesetz von 1869 brachte bedeutende Änderungen,
insbesondere die Trennung von Kirche und Schule.
1871/72 kam die schon rund 50 Jahre vorher angeregte Zeichenschule
als Filiale der Realschule in Imst zustande. Aus ihr
entwickelte sich 1909 die dreijährige „Gewerbliche Fortbildungsschule“.
1897 wurde das neue Schulgebäude (heute Volksschule, Schulstraße
3) eingeweiht. Während des Ersten Weltkriegs musste
der Schulbetrieb bedeutende Einschränkungen hinnehmen.
1921 konnte die dreijährigen Knaben-Bürgerschule eröffnet
werden, die 1924 zu einer Knaben- und Mädchen-Bürgerschule
erweitert wurde, aus der schließlich 1928 die vierjährige
Hauptschule hervorging.
Der Zweite Weltkrieg brachte abermals einen Stillstand. In
Folge des Bombenkrieges wurde 1944/45 die Mittelschule
„Oberschule für Jungen II“ vom Adolf-Pichler-Platz in Innsbruck
mit 231 Schülern nach Reutte in die Gasthöfe „Post“ und
„Glocke“ verlegt.
Nach dem Krieg konnte die Schulraumnot durch den Bau einer
eigenen Hauptschule (1950-1952) zunächst behoben werden.
Sie wurde bald wieder akut und machte 1968 einen Wechselunterricht
sowie eine Trennung in eine Knaben- und Mädchenhauptschule
erforderlich. Daher wurde 1971 mit dem Bau einer
neuen Hauptschule begonnen, die 1973 bezogen werden
konnte. In diesem Jahr wurde auch die Trennung in Knabenund
Mädchenhauptschule aufgehoben und die Hauptschulen
erhielten die Namen „Hauptschule Untermarkt“ und
„Hauptschule Am Königsweg“.
Seit 1998 führt die Hauptschule Am Königsweg jeweils eine
Klasse mit sportlichem Schwerpunkt und die Schule wurde zur
„Land- und Sporthauptschule Am Königsweg“. Im Jahr darauf,
1999, begann die Hauptschule Untermarkt mit dem
Schwerpunkt Informatik
Auch die Räumlichkeiten für die Volksschule wurden zu klein,
sodass eine neue Volksschule in der Archbachsiedlung gebaut
werden musste, die 1978 als „Volksschule Archbach“ eröffnet
wurde.
Im Jahre 1954 wurde erstmals eine „Hilfsschulklasse“ eingeführt,
die der Volksschule angeschlossen war. Seit dem Schuljahr
1969/70 wurde eine eigenständige Sonderschule geführt,
die mit Ablauf des Schuljahres 1996/97 stillgelegt und vom
Integrationsmodell ersetzt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden neue Schultypen. In
provisorischen Schulräumen wurde 1952 ein Privatrealgymnasium
eröffnet, das 1955 das Öffentlichkeitsrecht erhielt. Von
1965 bis 1967 erfolgte der Bau des heutigen Gymnasiumsgebäudes.
1968 übernahm der Bund die Schule als Bundesrealgymnasium
in seine Verwaltung. 1960 war dem Gymnasium
eine fünfjährige Oberstufenform „Realschule mit Ausbildung
in Metallurgie“ angegliedert worden. 1994 wurde die letzte
Klasse in diesem Zweig eröffnet und 1999 war dieser Schultyp
beendet, fand aber im nunmehrigen vierjährigen Oberstufenzweig
„Realgymnasium mit technischem Schwerpunkt“ eine
lückenlose Fortsetzung
1974 wurde die dreijährige Bundeshandelsschule zunächst als
Expositur der Imster Schule eröffnet. Sie war zunächst in der
Hauptschule am Königsweg untergebracht und übersiedelte
1977 in den Neubau im Schulzentrum. Unter derselben Leitung
kam 1980 eine dreijährige Bundesfachschule für wirtschaftliche
Frauenberufe, die 1987 in Bundesfachschule für
wirtschaftliche Berufe umbenannt wurde, zustande. Dieser
Schultyp lief 2005 aus. An dessen Stelle gibt es seit 2003 die
fünfjährige Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe
mit Maturaabschluss. Diese Schule befindet sich im ehemaligen
Kolpingheim. Das Bildungsangebot der Handelsschule
fand 1988 mit der fünfjährigen Bundeshandelsakademie mit
Maturaabschluss eine Erweiterung.
1966 wurde der Polytechnische Lehrgang als 9. Pflichtschuljahr
eröffnet, der zunächst im Gebäude der Volksschule in der
Schulstraße untergebracht war. 1996 erfolgte die Umbenennung
in Polytechnische Schule und die Übersiedlung in die
neuen Schulräumlichkeiten im ehemaligen Kolpingheim.
An sonstigen Schulen sind die von 1949 bis 1983 von den
Englischen Fräulein geführte Haushaltungsschule und die ab
1956 bestehende Kaufmännische Berufschule zu erwähnen,
deren Ursprünge aber bereits ins Jahr 1909 zurückgehen. Letztere
heißt nun „Tiroler Fachberufsschule für Handel und Büro“
und hat ihre Schulräume in der Volksschule Archbach.
Weiters bestehen drei Kindergärten: die Kindergärten Tauschergasse
und Dengelstraße sowie der „Mary-Schwarzkopf-
Kindergarten“ in der Schwarzkopfsiedlung
Der Schulbetrieb in der Musikschule wurde 1964 im so genannten
Tauscherhaus aufgenommen. 2003 konnte die Musikschule
als „Landesmusikschule Reutte-Außerfern“ ihr neues
Schulgebäude im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Elektrizitätswerkes
beziehen.
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